Wie in jedem Jahr war die Clubreise ein Höhepunkt im Activitieskalender. Sie führte uns diesmal in die Kaiserstadt Braunschweig und die Autostadt Wolfsburg.
Am ersten Abend führte uns Nachtwächter „Hugo“, ein Architekt im „Unruhestand“, der, als wir ihn gefunden hatten, in Schnellfeuermanier und militärischer Lautstärke auf braunschweigerisch – zotige Worte, die mit ei geschrieben werden erscheinen durch ein langes a geradezu aussprechbar – wichtige Informationen über die Besonderheiten seiner nächtlichen Pflichten, aber auch die von Braunschweig an sich erzählte. Nachdem er verstanden hatte, daß wir kein Kegelclub sind, wurde der Ductus etwas leichter erträglich. Der Höhepunkt war die von ihm durch seine Bekanntschaft mit dem Pfarrer der Magni-Kirche gegebene Möglichkeit, die vom Zwillingsbruder unseres LF Hans-Ludwig von Stockhausen geschaffenen Fenster durch Einschalten des Lichts im Inneren transparent zu machen. Über eine Breite von vielleicht dreißig oder vierzig Metern quert hier das Volk Israel das Rote Meer. Wahrlich beeindruckend, wie auch die anschließende Führung im Inneren. Diese Kirche wurde im letzten Krieg zerstört, nur Chorraum und Turm konnten restauriert werden, das Schiff wurde in Beton dazu wieder hergestellt und schaffte Platz für die Fenster. Unser Führer würde gern einmal Kontakt mit dem Schöpfer dieses Kunstwerkes aufnehmen und unser Freund hat mir die Weitergabe der Adresse versprochen.
Am nächsten Tag hatten wir das Glück, eine viel, jüngere, ebenfalls sehr engagierte Führerin in der Autostadt zu bekommen, die uns bleibende Eindrücke vermitteln konnte. Das wird jetzt nicht jeder glauben, aber es gab auch Neues zu bewundern. In der neu geschaffenen Abteilung bekommt man sogar ein besonderes Gefühl für die Ökologie. Man erfährt nicht nur, wieviel Wasser nötig ist, um verschiedene Dinge des täglichen Lebens wie z.B. ein Stück Stoff für ein Kleidungsstück herzustellen oder Milch zu vermarkten, man kann auch seinen eigenen ökologischen Schuhabdruck bewundern. Dazu müssen verschiedene Fragen beantwortet werden, z.B. wieviel Kleidung man benötigt oder wie man sich ernährt. Auch wurden Fragen zur Hygiene gestellt. Unsere Führerin berichtete dazu freimütig, daß sie wohl auf Grund Ihrer Kaufgewohnheiten drei bis vier Welten brauche, wenn sich alle Menschen auf der Erde gleich verhalten würden. Das Automuseum bietet ebenfalss immer wieder Neues und erstmals habe ich auch die Türme von Innen gesehen, die die Autos kurz vor Ihrer Auslieferung an die Kunden beherbergen. So war dieser Vormittag für Erstbesucher wie auch für Wiederholer ein Gewinn.
Nachmittags vertieften einige von uns diese Eindrücke, andere nutzten die Zeit für einen Blick in die Stadt Braunschweig, die noch erstaunlich viel herrlichstes Fachwerk präsentieren kann. Einige konnten den Dom St. Blasii erleben. Daraus entwickelte sich dann eine perfekte Führung; beileibe nicht im ganzen Dom, aber es wurde doch sehr Vieles mit Liebe zum Detail erläutert und Bezüge zu anderen Kunstwerken in ganz Europa hergestellt. Dabei kam die Besonderheit der in dieser ursprünglich von Heinrich dem Löwen lediglich als Grablege, nicht etwa als Kirche geplanten Bau, der jetzt als Dom dient, zum Ausdruck.
Am Sonntag haben wir dann die Landesausstellung besucht, die dem Sohn Heinrichs des Löwen, Otto IV., dem einzigen Welfen, der je Kaiser wurde, gewidmet war. Unser Führer hat trotzdem einen guten Überblick über Zeit und Wirken geben können. Da um diese Zeit die zur Ausstellung gehörende Kirche wegen des Gottesdienstes nicht besichtigt werden konnte, haben wir die vom Vortag gewonnenen Erkenntnisse an diejenigen weitergegeben, die nicht dabei sein konnten.
Da wir auf das Mittagessen verzichteten, trafen sich einige Unentwegte noch zum Abschluß im Café Cron und Lanz in Göttingen.